35 Jahre Arbeits-zufrieden-heit

35 Jahre Arbeitszufriedenheit1

Verändert sich die Arbeitszufriedenheit im Laufe des Berufslebens? Eine Antwort auf diese Frage liefern die Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP). Das Panel basiert auf jährlich durchgeführten repräsentativen Haushaltsbefragungen zu sozio-ökonomischen Grundtatbeständen und zu wechselnden Themen.2 Regelmäßig werden die Teilnehmer auch zur Zufriedenheit mit ihrer Arbeit befragt. Die erste Erhebung erfolgte im Jahr 1984. Die bislang verfügbaren Daten reichen bis ins Jahr 2018. Es liegen bislang also für den Zeitraum von 35 Jahren Angaben zur Arbeitszufriedenheit vor. Im Panel ist zwar vorgesehen, dass die Teilnehmer regelmäßig an den jährlichen Befragungen teilnehmen. Tatsächlich gibt es jedoch aus verschiedenen Gründen zahlreiche zeitweise oder auch dauerhafte Ausfälle.

Im Jahr 1984 nahmen 6.007 Männer und 6.238 Frauen an der Befragung teil (45 Personen: keine Geschlechtsangaben). Von diesen Personen haben 926 Personen ununterbrochen an jeder der jährlichen Befragungen bis 2018 teilgenommen. Davon haben 79 Personen auch die Zufriedenheitsfrage in jeder der 35 Befragungswellen beantwortet (Tabelle 1a).

Viele der im Hinblick auf die Arbeitszufriedenheitsfrage anzutreffenden Ausfälle sind darauf zurückzuführen, dass die Personen altersbedingt aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. Um die Teilnahmequote zu ermitteln, ist der relevante Personenkreis daher einzugrenzen. In Tabelle 1b ist die Zahl der Personen angegeben, die nach 1952 geboren wurden, also unter normalen Umständen das übliche Rentenalter im Jahr 2018 erreicht haben dürften. Von diesen 3.889 Personen machten 2.337 Personen Angaben zur Arbeitszufriedenheit. Durchgängig an allen 35 Befragungswellen nahmen 369 Personen teil und von diesen machten 70 Personen ebenfalls durchgängig Angaben zur Arbeitszufriedenheit.

Die folgende Abbildung zeigt sechs typische Verlaufsformen der Arbeitszufriedenheit. Es handelt sich dabei um Beispiele aus der Gruppe der 79 Personen, die von 1984 bis 2018 jedes Jahr die Frage zu ihrer Arbeitszufriedenheit beantworteten.

Abbildung: Beispiele für die verschiedenen Verlaufstypen der Arbeitszufriedenheit

Der häufigste Fall ist exemplarisch in der ersten Grafik abgebildet. Danach sind die meisten Personen stabil zufrieden oder sehr zufrieden, wobei es immer wieder zu kleineren Schwankungen kommt (35 Fälle). Davon unterscheidet sich deutlich das zweite Muster, das über die Jahre hinweg durch sehr große Schwankungen der Arbeitszufriedenheit gekennzeichnet ist (12 Fälle). In einer weiteren, ähnlich umfangreichen Gruppe (13 Fälle), kommt es zu einer stetigen durch mehr oder weniger große Schwankungen gekennzeichneten Verschlechterung der Arbeitszufriedenheit. Seltener und weniger drastisch findet man unter den befragten Personen eine Zunahme der Arbeitszufriedenheit über die Jahre hinweg (5 Fälle). Das fünfte in der Abbildung angeführten Beispiel gehört zum Muster eines manchmal nur kurzen, manchmal aber auch mehrere Jahre erfolgenden Einbruchs der Zufriedenheit mit der Arbeit (6 Fälle). Ganz unten findet sich schließlich der Fall einer dauerhaften, sich über die ganze Zeit hinziehenden, Unzufriedenheit (6 Fälle).

Insgesamt gesehen kann festgehalten werden, dass der Großteil der befragten Personen über die ganze Zeitspanne von 35 Jahren hinweg mit ihrer Arbeit zufrieden ist. Kontinuierlich unzufrieden sind nur sehr wenige Personen. Dessen ungeachtet gibt es für nicht wenige Personen im Laufe ihres Berufslebens aber auch erhebliche Schwankungen und Einbrüche ihrer Arbeitszufriedenheit.

Anmerkungen

1 Die folgenden Ausführungen beruhen auf eigenen Berechnungen, ausführlich hierzu Martin, A.: Arbeitszufriedenheit im Zeitverlauf (in Vorbereitung)

2 Zur Beschreibung des SOEP findet man ausführliche Dokumentationen auf den Internetseiten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Zur Stichprobenziehung vgl. Göbel, J./Krause, P./Pischner, R./Sieber, I./Wagner, G.G. 2008: Daten- und Datenbankstruktur der Längsschnittstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP). SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research 89. Berlin (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung).